Übliche Irrglauben der Hochzeitsfotografie

 Sätze wie…

„Nette Kamera hast du da. Die macht sicher richtig tolle Bilder.“,

„Na mit DER Kamera könnte ich das auch“ oder

„Das Teil kostet 3000 Euro und hat nicht mal einen Zoom?“.
Aussagen dieser Art höre ich in dutzenden Varianten auf nahezu jedem Event. Keiner der Gäste meint das böse oder will mich ärgern, aber wie auch in jedem anderen Berufsfeld, gibt es bei der Fotografie eine ganze Menge Dinge, die der Laie sich nicht oder nur schwer vorstellen kann.
Einige der größten und verbreitetsten Irrtümer der Hochzeitsfotografie möchte ich heute mit Euch zusammen angehen.

 

1. Die Bildqualität hängt ausschließlich von der Kamera ab.

Das ist in etwa so als würde man behaupten, der Ofen würde die Brötchen machen, oder das Auto mit den meisten PS hätte natürlich das Rennen gewonnen. Eine gute Kamera hilft natürlich, das was man umsetzen will, besser umzusetzen. Doch sie gibt mir nicht zwangsweise mehr Möglichkeiten. Am Ende kommt es immer auf die Fähigkeiten des Fotografen an und die varrieren stellenweise sehr stark. Ein guter Fotograf kann auch mit einem Iphone oder einer kleinen Einsteiger-Spiegelreflex tolle Bilder machen, denn er versteht das Licht, sowie die Umgebung und hat ein geschultes Auge für den Moment. Auch die teuerste Kamera wird mir niemals sagen können, dass auf der anderen Seite des Gartens gerade ein verliebtes Päärchen im perfekten Gegenlicht steht.  Aber sie wird mir vielleicht helfen, den Moment, rein mechanisch gesehen, schärfer und besser festzuhalten.

 

2. Hochzeitsfotos machen ist ein einfacher Job 

Ständige Bewegung, lange Tage, stellenweise schwere Ausrüstung (je nach Wunsch des Paares, oder dem persönlich Stil), 8 bis 12stündiger Dauerfokus auf kleine Details und große Momente, dutzende nachträgliche Arbeitsstunden am heimischen Rechner und regelmäßige Problemlösungen vor, während und nach dem Auftrag. Von der Arbeit, die zusätzlich in Marketing fließt, fang ich gar nicht erst an. Es ist wirklich nicht einfach, etwas einfach aussehen zu lassen. Genauso werde ich warscheinlich niemals 100%ig nachvollziehen können, was euren Job so anstrengend macht, wenn ich nicht alle Details hinter den Kulissen kenne.

 

 

3. Kreative Dienstleister arbeiten auch im Austausch für Empfehlungen und „Exposure“

Simple Antwort. Klares nein. Kein Dienstleister der Welt arbeitet gerne umsonst. Versteht mich hier bitte nicht falsch. Ich liebe mein Job und ab und an bin ich mir nicht mal sicher, ob ich jetzt mehr mit meiner Kamera verheiratet bin oder mit meiner Frau, aber wie bei jedem anderen auch, müssen auch bei mir Rechnungen bezahlt werden. Natürlich freuen wir uns alle über Empfehlungen. Natürlich ist jede Form von positiver Mundpropaganda Musik in unseren Ohren.
Aber realistisch betrachtet müssen wir von unserer Arbeit leben und können es uns schlichtweg nicht leisten, Arbeit zu verschenken. Anders sieht es aus, wenn ich zb. ein freies Projekt plane, um neue Ideen auszuprobieren oder einfach mal was anderes zu machen. Hier suche ich gerne auch gezielt nach Models oder Paaren, die ich dann kostenfrei fotografiere.  Das was ich dabei lerne, baue ich dafür bei der nächsten Hochzeit mit ein und stelle sicher, dass ihr Bilder bekommt, die jeden Cent wert sind.

 

 

4. Hochzeitsfotos müssen „schön“ sein

Ja, müssen sie. Aber „schön“ liegt im Auge des Betrachters. Schaut man sich Quellen wie Instagram, Pinterest oder 500px an, so sieht man derzeit größtenteils stark stilisierte, aufwendig bearbeitete Bilder. Oft gehen diese in Richtung „moody“ oder „boho“. Ich mag die meisten davon absolut nicht. Nicht weil sie nicht schön sind, sondern weil ich den übermäßigen Einsatz von Filtern in einem Foto nicht leiden kann. Für mich ist schön, was echt ist. Wenn sich der 1jährige Kevin-Paskal Jr. sein Stück der Hochzeitstorte quer über das Gesicht schmiert, dann finde ich das „schön“. Wenn die Braut oder der Bräutigam bei der Trauung Tränen lassen, dann ist das aber ebenso schön und braucht keine Retusche und Bohofilter, um gut auszusehen. Ebenso schön sind für mich klassische, analoge Bilder. Ungefäschlt und Rau. Genau wie ein „echtes“ Foto in meinen Augen sein sollte.
Im Endeffekt müsst ihr Euch klar machen, was für Euch fotografisch wichtig ist. Wollt Ihr Fotos, die einzigartig sind weil sie einzigartig bearbeitet wurden, oder Fotos, die einzigartig sind wegen der Momente und Emotionen, die gezeigt werden.

 

 

 

5. Das ändern wir später einfach in Photoshop

So ziemlich jeder kennt mittlerweile Photoshop und weis, zumindest im Ansatz, was damit alles Möglich ist. Doch Fotografen sind keine Zauberer. Von einigen meiner Kollegen habe ich schon gehört, dass Paare außer sich waren und sie schlecht bewertet haben, weil bestimmte Familienmitglieder auf den Fotos nicht die Emotionen gezeigt haben, die gewollt waren. 
Dinge wie Pickel, Haare, Muttermale oder Fältchen kann man bearbeiten. Auch einen T-Rex oder den Milleniumfalken in ein Foto einzubauen, ist heutzutage oft nur eine Frage von Minuten.
Aber niemand wird Euch glaubhaft die Emotion eines Menschen ändern können. Wenn der Vater bei der Trauung nicht weint, dann wird keine Menge Bildbearbeitung diese Tatsache ändern.

 

 

6. Kein allgemeiner Irrglaube, aber eine Tatsache…

Ich stehe auf Kuchen und bin zu 30% nur wegen dem Buffet da 🙂

 

 

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